Mittwoch, 28. März 2018

Rezension: Olga von Bernhard Schlink

Titel: Olga
Autor: Bernhard Schlink
Verlag: Diogenes Verlag
Seitenzahl: 311 Seiten
Preis: 24,00 €
ISBN: 978-3-257-60876-2



Handlung:
Olga Rinke wird früh zu einer Waise und wächst daraufhin in ärmlichen Zuständen bei ihrer Großmutter auf, die das Enkelkind auf Abstand hält. Während dieser Jahre ist es Olga stets ein Trost, sich in Bücher zu vertiefen und ihr Wissen zu erweitern. Trotzdem wird es der jungen Frau versagt, eine höhere Schule zu besuchen, da dieses Privileg fast ausschließlich nur Jungen zukam. Olga kämpft für ihren Wunsch, überwindet Hürden und schafft es schließlich, Lehrerin zu werden.
In ihrer Kindheit hat Olga Herbert, den Sohn des Gutsherrn, kenngelernt, mit dem sie erst eine lange und innige Freundschaft verbunden hat und später auch eine starke und lang anhaltende Liebe. Doch dem jungen Paar stehen einige Hindernisse im Weg, allen voran gesellschaftliche Schranken.
Zusätzlich kann Herbert dem Drang nicht wiederstehen, die Welt zu entdecken und verschiedene Länder zu bereisen. Wird ihre Liebe standhalten und all die Trennungen überwinden.


Meinung:
Besonders gefallen hat mir der Schreibstil. Das Buch war unglaublich angenehm zu lesen, es ließ sich durchweg flüssig lesen. Häufig wirken Beschreibungen fast poetisch an und laden richtig dazu ein, sich in den Beschreibungen zu verlieren.


Eingeteilt wurde der Roman in drei Teile. Während die ersten beiden Teile noch jeweils in Kapitel gegliedert, während der letzte Teil von Briefen dominiert wurde. Dadurch erhielt man verschiedene Sichtweisen auf das Geschehen und besonders auf Olga und Herbert. Dieses Konzept wurde nicht nur gut umgesetzt, sondern hat mir auch richtig gut gefallen. In dieser Form habe ich lange kein Buch gelesen und es war daher auch für mich eine gute Abwechslung. Mein persönlicher Lieblingsteil war hierbei der erste Teil, ich fand den Einblick in das Leben der jungen Olga und des jungen Herberts sehr interessant und habe gerade diesen Teil fast verschlungen.


Das Buch erstreckt sich über mehr als 90 Jahre, angefangen mit Olga´s Geburt bis hin zu ihrem Ruhestand, schließlich ihren Tod und zu guter letzt begleitet man als Leser noch einen guten Freund Olga´s auf Spurensuche. Dabei herrschen während des Romans unterschiedliche Erzählperspektiven. Der erste Teil des Buches wird von einem allwissenden Erzähler dargestellt, mit den Geburten von Olga und Herbert, ihrer Kindheit, Jugend und ihrem Erwachsenenleben.
Im zweiten Teil lernt man Ferdinand kennen, den Ich-Erzähler von diesem Teil, wie er Olga kennengelernt hat und welche Rolle sie in seinem gesamten Leben spielt. Über den dritten Teil, welcher in Briefform niedergeschrieben ist, will ich an dieser Stelle nicht zu viel verraten, um nicht zu spoilern.


Mir fiel es schwer, mir Olga oder auch Herbert darzustellen. Obwohl es kleine Details zu ihrem Äußeren gibt und man sich besonders durch Gedanken und Gefühle ein Bild von ihnen machen kann, sind sie mir durchweg fremd geblieben. Ich konnte zu ihnen einfach keine Bindung aufbauen oder sie als sympathisch oder unsympathisch einschätzen. Im Grunde sind sie mir auch nach dem Beenden des Buches vollkommen egal.


Olga ist als Hauptcharakter des Buches trotzdem eine interessante und vor allem starke Frau. Sie hat so viele Hürden in ihrem Leben überwunden und immer einen Weg gefunden, ihr Ziel letztendlich zu erreichen. Sei es auf der Schule oder in ihrer späteren Berufslaufbahn. Dafür hat sie meinen Respekt verdient, sie hat sich nicht leicht unterkriegen lassen und auch nie den Kopf hängen lassen, obwohl nicht alles in ihrem Leben rund lief.


Wie schon erwähnt, erstreckt sich die Handlung des Buches über einen langen Zeitraum. Hierbei hat es mich gestört, dass es nicht wirklich eine zeitliche Einordnung gibt, anhand derer man als Leser einschätzen kann, wie viel Zeit seit Beginn des Buches vergangen ist, sondern auch um Olga vom Alter schätzen zu können. Dies hätte mir wohl auch geholfen, eine Bindung zu ihr aufzubauen, da sie so für mich durchweg jung blieb.


Fazit:
Ein toller Roman, den ich innerhalb von einem Tag durchgelesen hatte. In besonders guter Erinnerung wird mir hierbei die Schreibweise von Bernhard Schlink bleiben, die mich von der ersten Seite an gefangen genommen hat. Das Buch erzählt die Geschichte von Olga, einer unglaublich starken Frau, die für ihre Wünsche kämpfen musste und an ihrer einzigen Liebe ihr ganzes Leben lang festgehalten hat.


Bewertung: 4 von 5 Sternen


MarySophie

Dienstag, 27. März 2018

Rezension: Libellenschwestern von Lisa Wingate

Titel: Libellenschwestern
Originaltitel: Before We Were Yours
Autor: Lisa Wingate
Verlag: Limes Verlag
Seitenzahl: 480 Seiten
Preis: 22,00 €
ISBN: 978-3-8090-2690-7



Handlung:
Memphis 1939:
Rill Foss lebt zusammen mit den Eltern und ihren 4 Geschwistern auf einen Hausboot auf dem Mississippi. Sie führen ein einfaches und glückliches Leben und sind zufrieden damit. Bis Queenie, die Mutter, eines Tages ins Krankenhaus kommt, weil sie schwanger ist und die Zwillinge nicht ohne Hilfe gebären kann. Briny, der Vater und Ehemann begleitet sie, während die 5 Kinder auf dem Boot bleiben. Rill, die Älteste, hat ihren Eltern vesprochen, zusammen mit ihren Geschwistern dort zu warten und sie zu beschützen. Ein Versprechen, welches sie nicht lange halten kann, schon nach einem Tag kommen angebliche Beamte und bringen die Kinder in ein Waisenhaus. Rill hofft und bemüht sich weiterhin, die Familie wiederzuvereinen.


Aiken heute:
Avery Stattford enstammt einer berühmten Familie und ist selbst eine erfolgreiche Anwältin. Im Grunde ist sie zufrieden mit ihrem Leben, bis sie eines Tages eine Begegnung mit Mary Crandall hat. Die 90-jährige Dame erhebt Anspruch auf das Libellenarmband, welches Avery trägt und welches ein Familienerbstück ist. Avery´s Interesse ist geweckt und sie will mehr erfahren. Über Mary, über das Armband und die Geschichte ihrer Familie, insbesondere ihrer Großmutter. Dabei kommen immer mehr Geheimnisse ans Licht und viele Dinge werden zum ersten Mal wirklich ausgesprochen.


Meinung:
Vom Schreibstil des Buches war ich sehr begeistert. Die Sprache war klar und ausdrücklich, sodass ein leichtes und flüssiges Lesen ermöglicht wurde. Es gab tolle Beschreibungen von Gegenden und Orten, besonders hervorgetan hat sich bei mir jedoch die Schlichtheit, die trotzdem ständig anwesend war. Sowohl bei Beschreibungen von Gegenden, als auch von Personen und während Gesprächen.


Die ganze Geschichte wurde aus der Ich-Perspektive geschrieben, dabei wahlweise aus zwei Perspektiven (Avery und Mary). Dadurch bekommt man einen guten Einblick in die Gefühlswelt der jeweiligen Charaktere und deren Beweggründe, die Geschichte erfahren zu wollen, bzw. sie zu verheimlichen.


Besonders toll fand ich es, dass die Autorin gegenüber ihren Protagonisten nicht wertend war. Es gibt sachliche und nüchterne Beschreibungen, anhand von Gesprächen und Handlungen kann man sich eigenständig eine Meinung bilden und wird dabei nicht vonseiten der Autorin beeinflusst.
Mir hat die Vielzahl von Charakteren gefallen, jeder einzelne ist stark aus der Menge herausgestochen und ließ sich immer leicht identifizeren. Anfangs hat es mir ab und an Probleme bereitet, wenn Protagonisten plötzlich mit einem anderen Namen aufgetreten sind, dies hat jedoch im Verlauf der Handlung Sinn gemacht und letztendlich wurden alle dazu offenen Fragen geklärt.


Als Leser werden die Ereignisse von zwei Personen geschildert. Zum einen begleitet der Leser Rill / Mary auf ihrer Reise, sie lernt man als junges Mädchen von 12 Jahren kennen und später gibt es ein Wiedersehen im Rentenalter. Zum anderen werden die Ereignisse aus der Gegenwart aus der Perspektive von Avery dargestellt.
Erst ziemlich weit am Ende des Romans wird ein Zusammenhang zwischen den beiden Frauen dargestellt, der sich teilweise schon leicht erahnen lässt. Der Weg bis zu der Wahrheit ist lang und wird ausführlich beschrieben, ist sehr spannend geschildert, sodass es mir schwer fiel, das Buch aus der Hand zu legen. Gleichzeitig wollte ich jedoch auch nicht mehr weiterlesen, da ich das Buch noch nicht beenden wollte, sondern noch etwas in der Welt von Avery und Mary verweilen wollte.


Auch wenn ich von dem Roman sehr begeistert bin, muss ich leider sagen, dass mir das Ende zu kurz und knapp war. Es wurden zwar offene Fragen geklärt und die Geschichte hat ein rundes Ende bekommen, jedoch fand ich es doch etwas überhastet. Ich hätte mir gewünscht, dass es noch mehr Details aus dem Leben der Libellenschwestern gibt, nachdem alles aufgeklärt wurde.


Ein weiterer kleiner Minuspunkt, den ich in der Geschichte überflussig fand, war die Liebesgeschichte von Avery, die darin untergebracht ist. Ich persönlich hätte dies nicht gebraucht, es wirkte auf mich teilweise sogar etwas unpassend, wenn ich gerade noch in einem Kapitel von dem schrecklichen Leben im Waisenhaus gelesen habe und kurz danach hapert sie mit ihren Gefühlen. Fand ich unpassend und hätte getrost darauf verzichten können.


Mehrmals beim Lesen musste ich innehalten und mir erst einmal deutlich machen, was gerade wirklich passiert ist. Es ist unfassbar, dass in dem Buch wirklich eine wahre Geschichte erzählt wird, die sich so hundertmale abgespielt hat, ohne das jemand dem Treiben ein Ende bereitet hat oder die Organisation verraten hat. Deshalb hat mir auch das Nachwort gut gefallen, welches weitere Informationen über die Tennessee Children's Home Society geboten hat und dadurch wurde die Geschichte für mich noch realer und schrecklicher.


Fazit:
Trotz zwei kleinen Kritikpunkten (Liebesgeschichte; kurzes Ende) bekommt das Buch von mir dennoch 5 Sterne. Es erzählt eine sehr starke Geschichte, bei der die Autorin genau die richtigen Wörter gefunden hat, um sie zu erzählen. Ich kann das Buch wirklich jedem ans Herz legen, es berührt und macht gleichzeitig wütend, dass die Machenschaften so lange Bestand hatten.


Bewertung: 5 von 5 Sternen


MarySophie
 
 

Sonntag, 25. März 2018

Rezension: Das Leben ist ein Seidenkleid von Tanja Wekwerth

Titel: Das Leben ist ein Seidenkleid
Autor: Tanja Wekwerth
Verlag: HarperCollins
Seitenzahl: 304 Seiten
Preis: 14,99 €
ISBN: 978-3-95967-163-7



Handlung:
Maja, eine junge Frau, die ein großes Talent dafür besitzt, sich Kleidungsstücke vorzustellen und diese auch später nach ihren Vorstellungen zu nähen, arbeitet in einem Kaufhaus,eine Tätigkeit, die sie absolut nicht erfüllt und unglücklich macht. An ihren Wochenenden fährt sie zusätzlich Mittagessen für Senioren aus. Eines Tages lernt sie dabei Leonard kennen, einen sehr charismatischen Rentner, kennen. Beide empfinden von dem ersten Zusammentreffen an Sympathie füreinander und freunden sich an. Sie verbringen viele Stunden zusammen und schließlich erlaubt ihr der Rentner auch, das Ankleidezimmer seiner verstorbenen Frau Louise zu betreten. Eine Welt voller Kleidungsstücke, die Maja begeistern und in ihr den Wunsch wecken, die Sachen nachzunähen. Doch schon bald muss Maja feststellen, dass vieles nicht nach ihren Wünschen verläuft und sie mit ihrem Leben nicht vollkommen zufrieden ist.


Meinung:
Das Cover gefällt mir unheimlich gut, es wirkt unbeschwert und frühlingshaft, und gerade bei diesen eiskalten Temperaturen wunderbar anzusehen, da es Hoffnungen auf wärmere Temperaturen macht.
Sehr schön, dass der Titel und Inhalt des Buches schon auf dem Cover Erwähnung findet, durch die Modepuppe im Schaufenster des niedlichen Ladens. Mir gefallen die frischen Farben sehr, sie wirken wie eine Verheißung auf einen lockeren, tollen Roman.


Die Schreibweise des Romans fand ich durchweg sehr angenehm zu lesen und war mein Highlight im ganzen Roman. Das Buch war leicht und locker geschrieben, dazu gab es immer mal ein paar Szenen zum schmunzeln und auch Szenen, die sehr herzlich geschildert wurden. Dadurch konnte ich den Roman sehr flüssig und schnell lesen, besonders hervorragend fand ich die Schilderung von Louise´s Näh- und Ankleidezimmer. Von dem Zimmer gab es eine genaue und wundervolle Beschreibung, vieles konnte ich mir leicht vorstellen und habe mich beim Lesen teilweise selbst so gefühlt, als würde ich mit in dem Raum stehen.


Die Protagonisten waren klar gezeichnet, wodurch es sehr einfach war, sich von ihnen ein Bild zu machen. Es gab eine große Vielfalt von verschiedenen Typen, die alle ihre Eigenarten hatten und in das Gesamtbild der Figuren gepasst haben. Trotzdem waren sie recht stereotyp und einfach, niemand hat sich wirklich durch etwa besonderes hervorgetan.
Ich fand es etwas schade, dass es eine konkrete Aufteilung vonseiten der Autorin gab, welche Personen positiv und negativ gezeichnet wurden. Auch wenn es ein Stück weit zu dem Roman gepasst hat, fand ich dies nicht gut, da man als Leser zu sehr beeinflusst wurde. Hier hätte ich mir eine neutralere Beschreibung gewünscht, sodass man frei entscheiden kann, ob man einen Protagonisten sympathisch oder unsympathisch findet.
Teilweise hatte es für mich den Anschein, als würden die Protagonisten nicht wirklich zielstrebig sein, besonders Maja war mit ihrer Lebenssituation vollkommen unzufrieden und benötigte viel Zuspruch, um etwas daran zu ändern. Das war mir persönlich zu traumtänzerisch und das hat mich auch im Verlauf des Romans immer wieder gestört.
Zudem fand ich es teilweise sehr gewöhnungsbedürftig, dass Maja fast nur Rentner als Freunde hatte, als Personen ihres Alters gab es lediglich zwei Protagonisten, bei denen ein freundschaftliches Verhältnis zu finden war. Zudem war die Freundschaft zu Leo einerseits schön zu lesen, jedoch auch gleichzeitig fand ich es gewagt, den Herrn nach nur wenigen Tagen schon als „Besten Freund“ zu bezeichnen.


Das Ende ging mir dann ein bisschen zu schnell und war mir zu kurz geschildert. Es ging alles Schlag auf Schlag und es gab für den Leser keine Verschnaufpause dazwischen, wo der Roman wieder etwas ruhiger wurde.


Der Roman an sich war angenehm, teilweise hätte ich mir mehr Tiefgang oder Variabilität bei den Protagonisten gewünscht, jedoch war er recht nett zu lesen. Mir fehlt jedoch noch das gewisse Etwas, der den Roman zu etwas besonderem machen würde und mir dadurch in besonderer Erinnerung bleiben würde. So fand ich ihn nett zu lesen, jedoch wird er mir nicht ewig im Gedächtnis bleiebn, wie z.B.: „Madame Cléo und das grosse kleine Glück“ von der Autorin. Hier fehlt mir die Magie, die mich vollkommen an den Roman fesseln würde.


Fazit: Leider konnte mich der Roman diesmal nicht so fesseln, wie der erste Roman der Autorin, hierfür hat mir die Magie gefehlt, die den ersten ausgezeichnet hat. Trotzdem war die Geschichte nett zu lesen und eine gute Ablenkung zum Alltag, jedoch gab es einige Feinheiten, die mir persönlich nicht gefallen haben.


Bewertung: 4 von 5 Sternen


MarySophie
 
 

Sonntag, 18. März 2018

Rezension: Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe von Michelle Marly

Titel: Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe
Autor: Michelle Marly
Verlag: Aufbau Verlag
Seitenzahl: 496 Seiten
Preis: 12,99 €
ISBN: 978-3-7466-3349-7 


Handlung:
Paris 1919:
Coco Chanel hat es erfolgreich geschafft, das Modeimperium Chanel aufzubauen. Ihre Kreationen sind weit bekannt und die Kundinnen reißen sich um die Kleider. Auch privat läuft es rund für die Französin, zusammen mit ihrem Geliebten Arthur Chapel, Spitzname Boy, lebt sie glücklich zusammen, auch wenn immer der Schatten auf der Beziehung liegt, dass er verheiratet ist. Es ist ein riesengroßer Schock für Coco, als sie von dem Tod ihres Geliebten erfährt, sie fällt in tiefe Trauer. Der Gedanke, ihm ein Parfüm zu widmen, verleiht ihr neue Tatkraft. Während der Herstellungsphase, trifft Coco verschiedene Persönlichkeiten, u.a. den Komponisten Igor Strawinsky und Dimitri Romanov. Sie reist durch Frankreich, um den perfekten Duft zu finden und geht in dieser Zeit einige Romanzen ein.


Meinung:
Wie bei den anderen Künstler-Biographien aus dem Aubau- Verlag, ist auch dieses Cover ein Traum. Mir gefällt es nicht nur, dass die Cover verschwommen und somit recht altmodisch aussehen, sondern ich finde es auch klasse, welchen Wiedererkennungswert die Bücher haben. Wie wunderschön müssen nur all die Bücher der Reihe nebeneinander im Regal aussehen...
Wie schon erwähnt, finde ich das Cover schön. Es ist verträumt und gleichzeitig auch etwas märchenhaft, mir gefällt besonders gut die blassrosa Schriftfarbe, die sich perfekt in das Gesamtbild eingliedert. Ein passendes Detail ist die Umrandung des Covers in dem zarten rosa, eine Hommage an die Verpackung des Parfüms No 5 .


Die Schreibweisen fand ich von der ersten Seite an sehr angenehm, die Handlung wurde sehr interessant dargestellt und dazu hat auch die genutzte Sprache beigetragen. Sie war nicht umgangssprachlich, aber auch nicht zu hochtrabend und gestelzt. Sehr angenehm zu lesen und hilft bei einem flüssigen Lesen.
Zusätzlich gibt es noch eine vereinzelte Streuung von französischen Begriffen, die sich perfekt in den Gesamttext einfügen, sowie dem Buch und auch der Schreibweise Charme verleihen. Hierbei finde ich es sehr gut gewählt, dass die Begriffe so gewählt wurden, dass auch Menschen, die des Französischen nicht mächtig sind, den Kontext verstehen und der Lesefluss dadurch nicht unterbrochen wird, indem der Leser erst die Bedeutung des Wortes nachschlagen muss.


Im Roman wurden immer mal wieder kurze zeitliche Rückblicke eingefügt, die durch Kursivschrift besonders hervorgehoben wurden. Dadurch erhielt man spezielle und wichtige Einblicke in die Vergangenheit und konnte manche Situationen besser einschätzen, sowie verstehen.


Ich weiß immer noch nicht ganz, was ich von der Coco Chanel aus dem Roman halten soll. Einerseits fand ich sie fantastisch dargestellt, genau so, wie ich sie mir charakterlich immer vorgestellt habe. Auf der anderen Seite hätte ich mir von ihr mehr Launen gezeigt, sie hat zwar auch im Buch um Boy getrauert und ihre anchdenkliche Seite gezeigt, ich hätte es aber schön gefunden, wenn sie auch mal ihre Emotionen vollkommen gezeigt hätte, z.B.: einen Wutausbruch. So wirkte Coco auf mich etwas zu beherrscht und auch zu stereotyp.
Während des Romans sind viele historische Persönlichkeiten aufgetaucht, die alle eine zeitlang eine große Rolle gespielt haben. Ich fand es sehr interessant zu lesen, was sich für Kreise und Bekanntschaften entwickelt haben, sowie die ganzen Liebschaften, die geherrscht haben. Dadurch entstand auch für mich viel Abwechslung, da die ganzen Protagonisten vollkommen unterschiedlich dargestellt wurden und somit viel Abwechslung geboten haben.


Die Geschichte rund um die Entstehung des Parfüms Chanel No 5 war stets präsent. Ich fand es sehr spannend zu lesen, wie dieses entstanden ist und wie viele Zufälle hier gewirkt haben. Es war spannend, Coco während des Prozesses zu begleiten, mit ihr durch verschiedene Orte zu reisen und Menschen kennenzulernen, die ihr alle mit der Herstellung geholfen haben.


Fazit:
Die Autorin erzählt eine teilweise fast unwirklich anmutende Geschichte über das Parfüm Chanel No 5, bei dessen Herstellung viele Faktoren zufällig entstanden sind. Besonders gut gefallen hat mir natürlich die Enstehungsgeschichte des Parfüms, aber auch der Schreibstil, der mir ein sehr flüssiges Lesen ermöglicht hat. Sehr eindrucksvoll ist außerdem der Bekanntenkreis von Chanel in Paris dargestellt, mit vielen unterschiedlichen Künstlern, z.B.: Pablo Picasso und Igor Stawinsky. Mein größter Kritikpunkt ist die teilweise für mich zu einfach gehaltene Figur der Coco Chanel, die für mich gerne mehr Vielfalt hätte zeigen können.


Bewertung: 4 von 5 Sternen


MarySophie
 

Dienstag, 13. März 2018

Rezension: Die Reise der Amy Snow von Tracy Rees

Titel: Die Reise der Amy Snow
Originaltitel: Amy Snow
Autor: Tracy Rees
Verlag: Ullstein Buchverlage
Seitenzahl: 496 Seiten
Preis: 9,99 €
ISBN:  978-3-548-28980-9



Handlung:
Nur kurz nach ihrer Geburt wurde die Neugeborene Amy im Garten von Hatville Court ausgesetzt. Die Tochter des Hauses, Aurelia Vennaway, 10 Jahre alt, sieht das Baby im Schnee liegen und besteht darauf, dass das Kind auf Hatville Court bleiben darf. Auch wenn die Freundschaft zwischen den beiden Mädchen unterschiedlichen Standes nicht von allen akzeptiert wird, kann sie nichts trennen und sie werden engste Vertraute.
Eines Tages trifft die Familie Vennaway dann ein Schicksalsschlag: Aurelia hat einen Herzfehler und ihre Zeit auf der Erde ist sehr begrenzt. Auch für Amy eine Schocknachricht, sie fürchtet um ihre Zukunft.
1848 stirbt Aurelia und Amy fällt der Verlust sehr schwer. Doch ihre Freundin macht ihr noch ein letztes Geschenk: Briefe, die Amy auf eine Reise quer durch England schicken. Alle verschlüsselt, sodass niemand anderes dem Geheimnis auf die Schliche kommen kann.


Meinung:
Von der ersten Seite an war ich begeistert von dem Schreibstil. Das Buch ließ sich durchweg flüssig und angenehm lesen. Ich kann nicht genau benennen, wieso, aber irgendwie fand ich den Schreibstil auch besonders. Er war anspruchsvoll, gleichzeitig aber auch leicht verständlich und nicht gewöhnlich.


Amy als Charakter fand ich sehr unsicher und schwach. Sie musste sich zwar im Verlauf des Buches erst finden und bemerken, was sie wirklich will und wer sie ist. Aber trotzdem war sie für mich als Hautprotagonistin etwas zu schwach dargestellt und auch ihre Weiterentwicklung ist nicht so bemerkenswert, wie ich es erwartet hätte. Deshalb war Amy für mich auch kein Charakter, mit dem ich mitfiebern konnte oder die in irgendeiner Weise mein Mitgefühl erregt hat.
Alle anderen Charaktere fand ich dagegen fabelhaft gezeichnet. Sie waren abwechslungsreich, lebendig und sehr charakterstark. Im Grunde hatten sie alle Wesenszüge, die ich mir auch bei Amy gewünscht hatte.
Besonders toll fand ich an den Bekanntschaften, die Amy auf ihrer Reise kennengelernt hat, dass sie nicht stereotyp waren und unterschiedliche Weltansichten hatten, die auch Amys Blick auf die Welt verändert haben.


Wie es schon zu erwarten war, hat Amy auf ihrer Reise auch verschiedene Bekanntschaften gemacht, u.a. von jungen Männern. Es war vorhersehbar, dass daraus auch romantische Gefühle entstanden, eine Tatsache, die mir in dem Roman zu viel war. Auch wenn die von Aurelia organisierte Reise immer im Vordergrund stand, waren die Liebeleien von Amy für mich unangebracht und sehr künstlich. Die ganze Liebesgeschichte wirkte auf mich zu konstruiert und unsicher, ich konnte mir nicht vorstellen, dass sich dies wirklich so hätte zutragen können.
Zusammenfassend sind für mich die Romanzen von Amy unnötig und haben mich beim Lesen auch gestört, da sie für mich eine zu große Unterbrechung von der eigentlichen Geschichte waren.


Auch wenn Amy´s Reise durch England immer ein Thema war und im Vordergrund stand, habe ich sie mir anders vorgestellt. Mit mehr Reiseorten, nicht so viel Pausen zwischen den Besuchen der einzelnen Orte und vor allem mit einem aufregenderen Geheimnis am Ende des Romans. Es mag für die damalige Zeit wirklich schockierend gewesen sein, jedoch war es mir zu kurz abgehandelt, wenn man die Tatsache bedenkt, dass der ganze Roman den Leser darauf vorbereitet. Das ganze Thema der Reise hätte für mich mehr Platz im Roman einnehmen können.


Wovon ich jedoch sehr begeistert war, waren die Beschreibungen von Straßen und der Kleidung, die zu der damaligen Zeit modern war. Diese waren sehr ausführlich und dadurch war es auch sehr leicht, sich diese vorzstellen.
Auch das Nachwort der Autorin passt gut dazu, es beantwortet Fragen nach dem Wahrheitsgehalt von Kleidung, Orten, Reisemöglichkeiten usw. Des weiteren gibt es kleine Erklärungen zu der Epoche und hat einen runden Abschluss zu dem Buch gebildet.


Fazit:
An sich ein toller Roman, jedoch wurde mir die Reise von Amy zu kurz und oberflächlich abgehandelt. Auch die Figur von Amy war mir zu wenig gezeichnet, sie hätte ruhig mehr Stärke und Wandlung mit sich bringen können.
Herausgestochen ist der Roman durch den wunderbaren Schreibstil, der durchweg sehr stark war und mir von der ersten bis zur letzten Seite gefallen hat.


Bewertung: 4 von 5 Sternen


MarySophie
 

Sonntag, 4. März 2018

Rezension: Wenn Martha tanzt von Tom Saller

Titel: Wenn Martha tanzt
Autor: Tom Saller
Verlag: List-Verlag
Seitenzahl: 288 Seiten
Preis: 20,00 €
ISBN: 978-3-471-35167-3 



Handlung:
New York 2001
Ein wertvolles Notizbuch soll versteigert werden. Darin enthalten sind Skizzen und Zeichnungen von berühmten Künstlern, die eine Zeit am Bauhaus verbracht haben. Aus diesem Grund ist Thomas extra dorthin gereist, um zu erfahren, wer das Tagebuch seiner Urgroßmutter ersteigert und sich somit emotional davon zu verabschieden.


Pommern 1900
Martha wird als einzige Tochter des Kapellmeisters geboren. Schon ihre Kindheit und Jugend sind sehr von Musik geprägt und ihr Talent, Formen zu hören, wird bald von einem Mitglied der Kapelle entdeckt. Ihr wird geraten, nach Weimar an das Bauhaus zu gehen, wo sie dieses Talent besser verstehen kann und auch lernen kann, damit umzugehen. Nach einiger Zeit in Weimar entdeckt Martha, dass sie sich am besten durch das Tanzen ausdrücken kann und erhält am Bauhaus große Bewunderg dafür. Jedoch wird das Bauhaus aufgrund von fehlender finanzieller Mittel bald geschlossen und Martha beschließt, wieder nach Pommern zurückzukehren. Wieder in der Heimat angekommen, ist nichts mehr so, wie es mal war und am Ende des Zweiten Weltkrieges muss auch Martha um ihr Leben fürchten. Bald darauf verlieren sich ihre Spuren und sie schreibt ihren letzten Notizbucheintrag...


Meinung:
Das Cover ist gleichzeitig modern, aber hat trotzdem auch einen altmodischen Charme, der darauf begründet wird, dass die junge Dame ein recht altmodisches Kleid trägt und auch ihre Frisur sich zu dem Anfang des 20. Jahrhunderts einordnen lässt. Dazu passend wirkt das Bild leicht verpixelt / unscharf, was bei mir sofort einen nostalgischen Eindruck geweckt hat. Eigentlich mag ich es nicht so, wenn Personen auf dem Cover sichtbar sind, aber hier wurde dies recht gelungen präsentiert, indem das Cover nicht zu modern wirkt, sondern sich der Vergangenheit anpasst.


Von der ersten Seite an fand ich den Schreibstil sehr angenehm, das Buch ließ sich flüssig und leicht lesen. Obwohl es besonders am Anfang eine Nutzung von vielen kurzen, leicht abgehackten Sätzen gab, hat dies meinen Lesefluss nicht gestört und ich hatte auch nie das Gefühl, zu wenige Informationen oder Beschreibungen zu erhalten.


Die Handlung des Buches fand auf zwei Zeitebenen statt. Zum einen begleitet man als Leser natürlich Martha während ihrer Kindheit und Jugend in Pommer, später am Bauhaus und auch die Erwachsene Martha schildert ihre Erlebnisse in ihrem Tagebuch. Auf der anderen Zeitebene, welche das Jahr 2001 beschreibt, reist man mit einem jungen Mann nach New York, wo Martha´s Tagebuch versteigert werden soll. Erst im Verlauf der Handlung erfährt man Näheres über ihn und auch die weitere Geschichte rund um das Tagebuch.
Dabei gibt es einen steten Spannungsaufbau, besonders die Kapitel rund um den jungen Mann enden stets mit eineem Cliffhanger, der dazu anspornt, weiterzulesen.


Einige Seiten des Buches erzählen Martha´s Zeit am Bauhaus, diese haben mir am wenigsten gefallen. Viele Dinge waren mir zu ungenau erklärt und teilweise auch zu sprunghaft. Besondere Probleme hatte ich damit, mir ihre Begabung vorzustellen, Formen zu hören. Während ihrer Zeit am Bauhaus lernt Martha ihre Begabung erst richtig kennen und damit umzugehen. Hier hätte ich mir mehr Details und Informationen gewünscht, da ich mir darunter nichts vorstellen konnte.


Martha als Figur fand ich oft nicht lebendig genug, sie wurde deutlich als junge Frau dargestellt, die der Zeit um 1900 neue Luft einhaucht und sich mit moderneren Dingen beschäftigt, aber trotzdem wirkte sie auf mich stereotyp und nicht sehr besonders. Da sich das ganze Buch um ihr Leben dreht, hätte ich mir gewünscht, dass sie als Hautprotagonistin stärker und auffälliger wirkt.


Fazit:
Im Großen und Ganzen hat mir das Buch sehr gut gefallen, es war spannend zu lesen und hat eine tolle Geschichte erzählt. Leider gab es Kleinigkeiten, die mir nicht so gut gefallen haben, besonders die Darstellung von Martha und die Zeit am Bauhaus. Jedoch ist es trotzdem ein äußerst gelungener Debütroman, der mich immer wieder überrascht hat und bei dem man absolut nicht vorausschauen konnte, wie das Buch wohl enden wird.


 Bewertung: 4 von 5 Sternen


MarySophie